Die politische Gemeinde Görwihl, wie wir sie heute kennen, wurde am 1. Januar 1975 offiziell gegründet. Rund 4.250 Einwohner leben in zehn charaktervollen Ortsteilen: Engelschwand, Görwihl, Hartschwand, Niederwihl, Oberwihl, Rotzingen, Rüßwihl, Segeten, Strittmatt und Tiefenstein. Eingebettet in die sanft ansteigende Landschaft des Hotzenwalds, die sich weit nach Süden öffnet, blickt die Region auf eine lange Geschichte zurück. Zwischen dem 10. und 12. Jahrhundert begannen erste Siedler, das Gebiet urbar zu machen – maßgeblich unterstützt von den Freiherren von Tiefenstein. Ihre Stammburg „Tüffen“ stand einst auf dem heute noch so benannten Schlossberg bei Tiefenstein und zeugt von ihrem Einfluss.
Görwihl selbst spielte über Jahrhunderte hinweg eine zentrale Rolle in der sogenannten „Grafschaft Hauenstein“ – einem frühen Modell demokratischer Selbstverwaltung im Südschwarzwald. Als Hauptort der acht sogenannten Einungen war Görwihl jedes Jahr am 24. April, dem Georgitag, Schauplatz einer besonderen Wahl: In der Einungsmeisterwahl bestimmten die Einungsmeister den „Redmann“, den offiziellen Sprecher gegenüber der Obrigkeit.
Wer mehr über die Geschichte dieser einzigartigen Gemeinschaft und ihre Spuren bis in die Gegenwart erfahren möchte, findet spannende Einblicke unter: www.grafschaft-hauenstein.info.
Struktur
Die Gemeinde Görwihl liegt in der Region Hochrhein-Bodensee inmitten des Hotzenwaldes, der sich als Teil des Südschwarzwaldes bis zum Hochrhein erstreckt.
ca. 4.250
Einwohner
10
Gemeindeteile
50,42 km²
Gemarkungsfläche
350-1000
Höhenmeter
60%
besteht aus Wald
Unsere Ortsteile
Engelschwand
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 180 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 920 m
Die Siedlung, die unter den Rodungsaktionen der Freiherren von Tiefenstein entstand, wird erstmals 1281 als "Aloswende" erwähnt. Der Ort zählte seit Bestehen zur Einung Görwihl in der Grafschaft Hauenstein. Ursprünglich war das Dorf in die Weiler Vorder- und Hinterengelschwand aufgeteilt. In den Salpetererunruhen betätigte sich Martin Arzner als einer der Hauptanführer dieser aufständischen Bewegung; er wurde dafür 1755 mit anderen Salpeterern für immer ins Banat verbannt.
Kirchlich gehörte Engelschwand früher zur Pfarrei Görwihl, seit 1924 zur damals neugegründeten Kuratie Strittmatt. 1958 konnte die dem hl. Josef geweihte Dorfkapelle eingeweiht werden, die von dem Ehepaar Josef Kaiser und Hermine geb. Gottstein gestiftet wurde. Das rein landwirtschaftlich ausgerichtete Dorf liegt am Fuß der 998 m hohen Gugel. Auf diesem Berg, der erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts aufgeforstet worden ist, wurde 1974 ein neuer Aussichtsturm erstellt.
In der vorderen Schildhälfte zeigt das gespaltene Wappen in Silber auf Grünem Schildfuß eine grüne Tanne. In der hinteren Wappenhälfte sind auf blauem Grund zwei sechsstrahlige goldene Sterne übereinanderstehend. Die Tanne erinnert an die Zugehörigkeit zur Grafschaft Hauenstein; die beiden Sterne sind als sog. "redende Zeichen" eine Anspielung auf das Wort "Engel" im Ortsnamen. Ursprünglich hieß das Dorf aber Aloswende.
Görwihl
Wappen der Gemeinde Görwihl
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 1.460 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 673 m
Der Ort Görwihl, 1193 erstmals als "Gerswillare" erwähnt, verdankt seine zentrale Stellung in der frühen Geschichte des Hotzenwaldes den Freiherren von Tiefenstein, deren nahegelegene Stammburg 1272 von Rudolf von Habsburg, dem damaligen König, zerstört wurde. Die Freibauern des Waldes entwickelten im Mittelalter aufgrund großer Privilegien aus der Rodungszeit und aufbauend auf gemeinsamen genossenschaflichen Grundlagen eine eigene Gerichts- und Verwaltungsorganisation, deren Zentrum Görwihl wurde. Hier befand sich neben Hochsal der zweite Freihof, eine Gerichtsstätte. Die bäuerliche Selbstverwaltung führte schon früh zu einer Einungsverfassung für den ganzen Hotzenwald, der Grafschaft Hauenstein.
Görwihl war Hauptsitz der größten der 8 Einungen, die jedes Jahr nach der an Georgi (24. 4.) erfolgten Einungsmeisterwahl hier ihren "Redmann" wählten, ihren Sprecher bei der Regierung. Während der Salpetererunruhen des 18. und 19. Jahrhunderts spielte der Ort eine maßgebliche Rolle. Nach über 500 jähriger Zugehörigkeit zum Hause Habsburg ging Görwihl mit dem gesamten Hotzenwald an das neu gebildete Land Baden.
Die einstige Zentralpfarrei Görwihl umfaßte im 13. Jahrhundert auf dem hinteren Hotzenwald das Gebiet zwischen Alb und Wehra bis nach Todtmoos. Zur katholischen Pfarrei Görwihl zählen heute als sogenanntes Kirchspiel die Orte Görwihl, Hartschwand, Rotzingen und Tiefenstein. Die Kapelle für den evangelischen Pfarrbezirk Görwihl/Herrischried wurde 1963 hier errichtet.
Im 19. Jahrhundert nahm Görwihl, das durch seine zahlreichen Handwerksbetriebe und Kaufläden eine führende Stellung für das Umland innehatte, einen großen wirtschaftlichen Aufschwung, vor allem in der Blüte der Baumwollweberei. Diese wurde, wie auch die Seidenweberei, in Heimarbeit betrieben. 1836 erhielt Görwihl das Marktrecht; bald wurde es Sitz eines Arztes, eines Tierarztes, einer Apotheke und eines Notariats.
Schon um die Jahrhundertwende wurde Görwihl von Feriengästen "entdeckt". Seither gewann der Ort immer mehr Bedeutung für den Tourismus. 1971 erhielt Görwihl das Prädikat "Staatlich anerkannter Erholungsort".
Das gespaltene Wappen zeigt vorn in Rot einen halben silbernen Doppeladler, der im Fang ein goldenes Zepter hält. In der hinteren Wappenhälfte steht auf goldenem Grund eine grüne Tanne, an dessen Stamm ein rotes Eichhörnchen emporklettert.
Der halbe Doppeladler soll an die ehemalige österreichische Landeshoheit erinnern, unter der Görwihl und der Hotzenwald über 500 Jahre stand. Die grüne Tanne ist das Symbol der ehemaligen Grafschaft Hauenstein, das auf den Waldreichtum des Gebietes hinweist. Während das alte Siegel der Grafschaft an einer bewurzelten Tanne zwei Eichhörnchen zeigt, führt Görwihl zum Unterschied nur eines am Stamm. Die Gemeinde hat das Wappen seit 1970. Die Farben der Gemeindefahne sind rot-weiß.
Hartschwand
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 150 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 800 m
Hartschwand ist eines der kleineren Dörfer in der Gemeinde Görwihl. Die geschützt im Tal des Höllbachs liegende Siedlung wird 1281 erstmals als "Hartolswende" genannt. Schon früh wurden hier mehrere Mühlen am Höllbach bezeugt. Seit Bestehen gehören die Einwohner zur Pfarrei Görwihl. Die Wallfahrtskapelle wurde 1848 gebaut und 1874 erweitert und mit einem Turm versehen. Auf dem Altar steht eine beachtliche Pieta aus dem Jahr 1742.
Das Dorf wurde einst von Strittmatt aus verwaltet. Nach vielen Eingaben erlangte es 1844 seine politische Selbständigkeit als eigene Gemeinde. Damals zählte Hartschwand 312 Einwohner; Abwanderung und Auswanderung ließen die Seelenzahl des Dorfes bis auf die Hälfte schrumpfen. Im Zuge der Gemeindereform gab Hartschwand 1972 seine politische Eigenständigkeit auf und schloß sich Görwihl an.
Das Wappen zeigt in Silber auf einem grünen Dreiberg eine grüne Tanne. Es ist die alte Hauensteiner Tanne, seit 1901 in dieser Art geführt. Als die Gemeinde Hartschwand 1844 selbständig wurde, hatte sie anfangs im Siegel eine Tanne auf einem Anker stehend.
Niederwihl
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 450 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 640 m
Der Ort, vermutlich gemeinsam mit dem benachbarten Oberwihl entstanden, wird unter dem Namen "Wile" als Pfarrort und Sitz des Dekanats 1275 urkundlich erstmals erwähnt. Der Name "nidern Wile" taucht erst 1328 auf. Auffallend ist seit frühester Zeit die enge Bindung des Dorfes zum Kloster St. Blasien, das hier auch mehrere eigene Höfe besaß. Zum Kirchspiel (= Bezirk einer Pfarrei mit mehreren Ortschaften) Niederwihl gehörten früher Nieder- und Oberwihl sowie Rüßwihl. Zwischen Nieder- und Oberwihl lag das im späten Mittelalter ausgegangene "Schechenwil", das noch 1383 erwähnt wird. Die ehemalige Gemeinde Niederwihl wurde zum 1.1.1975 aufgehoben und politisch Görwihl zugeteilt.
Das Ortswappen zeigt in Silber auf grünem Schildfuß eine grüne Tanne. Beiderseits des Stammes stehen die schwarzen Buchstaben GN für Gemeinde Niederwihl. Die Tanne erinnert an die Zugehörigkeit zur Grafschaft Hauenstein.
Oberwihl
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 470 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 728 m
Funde aus der Steinzeit lassen vermuten, daß hier schon in sehr früher Zeit Menschen gewohnt haben. Mit einem "Konrad von Obenwil" erscheint der Name des Dorfes urkundlich erstmals 1280. Neben Freibauern, die hier wohnten, hatten die Klöster Säckingen und St. Blasien Besitzungen in der Gemarkung.
Kirchlich war der größte Teil des Dorfes bis 1827 nach Hochsal eingepfarrt; ab 01.01.1841 gehörte ganz Oberwihl zur Pfarrei Niederwihl. Aufgrund eines Gelübdes bei Plünderungen französischer Soldaten in der Gegend errichteten die Bewohner 1796 eine Kapelle, an deren Stelle 1910 die heutige Dorfkirche erbaut wurde.
Durch Oberwihl fließt die "Hochsaler Wühre", ein im Mittelalter angelegter und von der Murg gespeister 19 km langer Kanal, dessen Wasser neben der Wiesenbewässerung zahlreichen Gewerbebetrieben als Antriebskraft diente.
Das Siegelbild zeigt in Gold drei grüne Tannen auf grünem Schildfuß. Zur Unterscheidung von den umliegenden Gemeinden, die eine Tanne im Schild führen, hat Oberwihl auf Vorschlag des Generallandesarchivs Karlsruhe seit 1907 das Wappen mit drei Tannen.
Rotzingen / Burg
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 340 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 800 m
In einer Habsburger Urkunde wird der Ortsteil "Racingen"1266 erstmals genannt. In Rotzingen und im dazugehörigen Ortsteil Burg werden immer wieder die für die Besiedlung des Hotzenwaldes typischen Freibauern erwähnt. Rotzingen und Burg (Reste einer Burg konnten hier bisher nicht nachgewiesen werden) gehörte stets zum Kirchspiel Görwihl und zur hauensteinischen Einung Görwihl. Bis zur Auflösung der Einung 1805 stellten Rotzingen und Burg besonders viele Einungsmeister. Der häufig im Hochrheingebiet auftretende Familienname "Rotzinger" geht auf abgewanderte Personen aus diesem Ort zurück.
Die von Fridolin Kaiser gestiftete Dorfkapelle, 1885 erbaut und 1962 renoviert, hat den ersten Missionar am Hochrhein, den Hl. Fridolin, zum Patron, während seit alter Zeit die Hl. Agatha als Ortspatronin verehrt wird. Rotzingen war der erste Ort, der sich nach einem Beschluß des dortigen Gemeinderates freiwillig zum 1. Juli 1971 nach Görwihl eingliedern ließ.
Das Wappen zeigt in gespaltenem Schild vorn in Gold eine schwarze Fackel mit roter Flamme; hinten in Grün eine silberne Tanne. Früher führte der Ort ein Siegel mit einer Hauensteiner Tanne. Das Innenministerium Stuttgart verlieh 1958 der damals noch selbständigen Gemeinde Rotzingen ein neues Wappen. Die Fackel erinnert an die Ortspatronin, die Hl. Agatha, die Patronin gegen Feuersgefahr. Aufgrund einer seltsamen Feuererscheinung in alter Zeit wird heute noch der Agatha-Tag (5. Februar) besonders gefeiert.
Rüßwihl
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 440 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 650 m
Seine Entstehung verdankt der Ort der Siedlungstätigkeit der Freibauern von Tiefenstein, die auf der naheliegenden Burg saßen. 1241 wird der Ort erstmals genannt. Außergewöhnlich groß sind, wie im benachbarten Niederwihl, die engen Verflechtungen mit dem Kloster St. Blasien, dem die Grundherrschaft und die niedere Gerichtsbarkeit gehörten. Die Salpetererbewegung des 18. Jahrhunderts fand in Rüßwihl begeisterte Anhänger. Als führender Kopf wurde 1755 Martin Mutter von Rüßwihl nach Ungarn verbannt.
Im 19. Jahrhundert verdienten viele Rüßwihler Baumwollweber in Heimarbeit ihr Brot; das Garn wurde zum großen Teil in Betrieben in Rüßwihl eingefärbt. Das Wappen zeigt in Silber auf grünem Schildfuß eine grüne Tanne mit schwarzem Stamm. Sie erinnert an die ehemalige Zugehörigkeit zur Grafschaft Hauenstein. Dieses Wappen wurde schon im 19. Jahrhundert in Rüßwihl geführt; es ist unverändert geblieben.
Segeten
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 230 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 880 m
In einer Höhe von 882 m NN auf der Wasserscheide zwischen Murg und Alb gelegen, tritt Segeten erst 1491 als "Segeden" und danach als "Segenthal" auf. Der Ort gehörte einst zur Einung Görwihl, in der Grafschaft Hauenstein. Ein in Stein gehauener Doppeladler an der alten Murgbrücke bei der Hetzlenmühle erinnert an die Zugehörigkeit des Hotzenwaldes zu Vorderösterreich. Einer der Hauptanführer der Salpeterer war der Segeter Johann Wasmer, genannt der Gaudihans. Bevor er seine Strafe—Verbannung nach Ungarn—antreten musste starb er 1747 im Gefängnis in Waldshut.
Infolge der wirtschaftlichen Notzeiten wanderten im 19. Jahrhundert über 300 Personen aus dem Dorf aus, vor allem in die USA, darunter Joseph Schäuble (1863 - 1955), der als späterer Benediktinerabt und Klostergründer in St. Benedict/Louisiana lange Jahrzehnte segensreich wirkte. Die Segeter Dorfkapelle wurde im Jahr 1882 erbaut.
Das Dorfwappen zeigt in Blau eine abgeschnittene silberne Tanne. Der Stamm ist von einer silbernen Baumsäge überdeckt. 1491 wird Sutters Säge ausdrücklich erwähnt. Die Säge im Wappen spielt auf den Ortsnamen an. Segeten führt dieses Siegel seit 1897.
Strittmatt
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 470 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 860 m
Das Dorf ist aus mehreren Einzelhöfen und einer Mühle (an sie erinnert heute noch das Ortswappen) entstanden und im Jahr 1281 erstmals belegt. Die vor 200 Jahren eingeführte Hausweberei – zeitweise waren über 150 Webstühle in den Strohhäusern aufgestellt – ließ die Bevölkerung rasch ansteigen. Nach dem wirtschaftlichen Niedergang, um die Mitte des 19. Jahrhunderts, wanderten viele Dorfbewohner nach Amerika aus.
Einwohnerzahlen verdeutlichen dies: 1847 waren es 713 Einwohner; 1939 noch 301! 1927 erhielt Strittmatt den 998,93 ha großen Kirchspielwald (eh. Genossenschaftswald der zum Kirchspiel Görwihl gehörenden Bauern) zugesprochen. Kirchlich gehörte Strittmatt früher zur Pfarrei Görwihl, 1925 konnte eine unter großen Opfern erbaute eigene Kirche eingeweiht werden. 1927 wurde der Ort Pfarrsitz und Kuratie für die Dörfer Strittmatt, Segeten und Engelschwand.
Bei der "Schwarzen Säge" erinnert das Gewann "Erzlöcher" an den einstigen Abbau von silberhaltigem Bleiglanz. Unterhalb liegt am Schwarzenbach beim "Krai-Woog-Gumpen" eine der größten aus der letzten Eiszeit stammenden Gletschermühlen des Schwarzwaldes. Durch Strittmatt mit seiner 1602,93 ha umfassenden Gemarkungsfläche hat die Gemeinde Görwihl den größten Gebietszuwachs bei der Eingliederung am 1.1.1975 erhalten.
Das Wappen zeigt in Silber über dem unteren Schildrand ein goldenes Schildchen mit einem vierspeichigen schwarzen Mühlrad; auf dem Schildchen steht eine grüne Tanne mit schwarzem Stamm. Das Mühlrad erinnert an die schon seit dem ausgehenden Mittelalter in Strittmatt nachweisbare Mühle; die Tanne steht für die Grafschaft Hauenstein. Strittmatt führt dieses Wappen seit 1906.
Tiefenstein
Gemeinde Görwihl
Einwohner: 160 (Stand Mai 2025)
Höhenmeter: 350 m
Der Name kommt von den aus der Nordost-Schweiz stammenden Herren von Tüffen, die hier am einzig möglichen Übergang über die Alb eine Burg erbauten. Das mächtige Geschlecht der Tiefensteiner, das maßgebend an der Erschließung des Hotzenwaldgebietes zwischen Alb und Wehra beteiligt war, ist urkundlich nur kurze Zeit zwischen 1239 und 1317 nachweisbar. Die Burganlage Tiefenstein wurde 1272 von Rudolf von Habsburg zerstört.
Die spärliche Siedlung Tiefenstein in der Albtalschlucht erlangte Bedeutung nach der Entdeckung von Eisenerz in der nahegelegenen Albhalde bei Unteralpfen. Nach 1650 entstand, die Wasserkraft des Schildbaches ausnützend, eine Eisenschmelze mit einem Hammerwerk. Letzteres wurde bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts betrieben. Eine daraus hervorgegangene Spinnerei und Zwirnerei gab in der Folgezeit mehreren hundert Menschen Arbeit und Brot. Bekannt ist Tiefenstein auch durch seine großen Granitsteinbrüche.
Verwaltungspolitisch bildete der Ort stets ein Kuriosum: Da es zu keiner Zeit eine Gemarkung Tiefenstein gab, konnte sich nie eine Gemeinde bilden. Die Bewohner des Tales waren aufgeteilt nach den von ihnen bewohnten Gemarkungen Rüßwihl, Niederwihl, Schachen und Buch, die hier zusammenstießen. Die Tiefensteiner zählten also zu vier politischen Gemeinden und zu den zwei ehemaligen Landkreisen Säckingen und Waldshut, da die Alb Grenzfluß war. Erst 1975 wurde dieser komplizierte Zustand bei der Gemeindereform beendet. Heute gehören die vier ehemaligen Ortsteile von Tiefenstein komplett zur Gemeinde Görwihl.
Tiefenstein war nie eine politische selbständige Gemeinde, führte also auch kein eigenes Siegel. 1982 entschloß sich die Gemeinde Görwihl, dem Dorf ein eigenes Symbol zuzuerkennen. Das Wappen zeigt in gespaltenem Schild vorn in Rot einen goldenen Helm mit aufgesetztem Schwan - Helmzier der Freiherren von Tiefenstein um 1250. In der hinteren Schildhälfte steht in Gold auf einem grünen Berg ein roter Turm mit dreigeteiltem Zinnenkranz, in Erinnerung an die ehemalige Burg Tiefenstein, die dem heutigen Dorf den Namen gab.
Tourismus
Freizeitangebote und Verbundpartner rund um Görwihl
Das Görwihler Heimatmuseum zeigt die Geschichte unserer Bevölkerung, ihre Arbeitsweisen und die Besonderheiten des Hotzenwaldes auf. Die Ausstellungsräume kennen weder Ketten noch Absperrseile. Ein großer Teil der Ausstellung widmet sich der Salpetersiederei und eine alte Dorfschule zeigt Einblicke in ein Schülerleben anno dazumal. Am automatisch funktionierenden alten Webstuhl zeigt ein Webmeister, wie früher Bänder in Heimarbeit gewebt wurden.